Online-Sportwetten – Rückforderung von Verlusten wegen Verstoß gegen Einzahlungslimit

Das Verbot von Online-Glücksspielen in Deutschland dient u.a. dazu, die Spieler vor ruinösem Verhalten zu schützen. Daher ist der Erhalt einer Konzession für das Veranstalten von Glückssielen im Internet an Bedingungen geknüpft. Die Anbieter müssen u.a. die Einhaltung eines monatlichen Einzahlungslimits in Höhe von 1.000 Euro gewährleisten. Schon der BGH hat deutlich gemacht, dass Online-Glücksspeile nicht genehmigungsfähig sind, wenn gegen das Einzahlungslimit oder andere Vorgaben verstoßen wird. Das OLG Koblenz hat sich mit Beschluss vom 25.04.2024 derAuffassung des BGH angeschlossen und deutlich gemacht, dass es die Berufung des Sportwettenanbieters Tipico gegen ein Urteil des Landgerichts Mainz zurückweisen wird. Das Landgericht hatte entschieden, dass Tipico einem Spieler seine Verluste in Höhe von rund 367.000 Euro ersetzen muss.

Erst seit dem 1. Juli 2021 können die Anbieter von Online-Glücksspielen in Deutschland eine Lizenz beantragen. Zuvor waren die Online-Glücksspiele in Deutschland grundsätzlich verboten. „Wurde gegen dieses Verbot verstoßen, sind die Verträge mit den Spielern nichtig, so dass diese ihre Verluste zurückfordern können“, sagt Rechtsanwalt István Cocron.

Online-Sportwetten fallen zwar auch unter das Verbot. Allerdings hatten die Veranstalter hier schon vor dem 1. Juli 2021 die Möglichkeit eine Erlaubnis zu beantragen. Da das damalige Vergabeverfahren aber gegen europäisches Recht verstieß, konnten die Genehmigungen zunächst nicht erteilt werden. Die ersten Konzessionen wurden erst im Herbst 2020 vergeben.

Anbieter von Online-Sportwetten wehren sich daher gegen Rückzahlungsansprüche der Spieler mit der Begründung, dass sie die Lizenz bei einem unionsrechtskonformen Vergabeverfahren erhalten hätten. „Damit machen sie es sich aber zu leicht“, so Rechtsanwalt Cocron. Schon der BGH hat mit seinem Beschluss vom 22. März 2024 deutlich gemacht, dass die Vergabe der Lizenzen an Bedingungen wie u.a. die Einhaltung eines Einzahlungslimits geknüpft war und bei Verstößen gegen das Limit oder andere Vorgaben die Lizenz nicht erteilt worden wäre. Rechtsanwalt Cocron: „Das bedeutet, dass der Rückzahlungsanspruch der Spieler bei Verstößen gegen die Lizenzbedingungen besteht.“

Das OLG Koblenz machte in seinem Beschluss deutlich, dass es sich der Auffassung des BGH anschließt und die Berufung des Sportwettenanbieters Tipico gegen ein Urteil des Landgerichts Mainz zurückweisen wird. In dem zu Grunde liegenden Fall hatte das LG Mainz entschieden, dass Tipico dem Kläger seine Verluste in Höhe von rund 367.000 Euro zurückzahlen muss.

Zur Begründung führte das OLG Koblenz aus, dass Tipico zwar eine Lizenz beantragt hatte, dass Sportwetten-Angebot aber wohl ohnehin nicht erlaubnisfähig gewesen wäre, weil der Einsatz der Spieler nicht auf ein Einzahlungslimit in Höhe von 1.000 Euro begrenzt war. Schon aus der Höhe des Verlusts ergebe sich, dass die Beklagte Verträge mit dem Kläger abgeschlossen hat, die das monatliche Einzahlungslimit weit überstiegen haben.

Tipico habe zwar im September 2020 die Konzession erhalten. Dennoch habe der Kläger auch Anspruch auf die Rückzahlung seiner im Oktober und November 2021 entstandenen Verluste, da das Einzahlungslimit nicht eingehalten wurde, so das OLG Koblenz. Auch mit der erteilten Genehmigung waren nur Sportwetten zulässig, die den gesetzlichen Vorgaben entsprachen und z.B. das Einzahlungslimit eingehalten haben.

„Die Entscheidung zeigt, dass Spieler nach wie gute Chancen haben, ihre Verluste aus Online-Sportwetten zurückzufordern“, so Rechtsanwalt Cocron.

Mehr Informationen: https://ra-cocron.de/fallkreise/online-casino-online-sportwetten-geld-aus-gluecksspiel-zurueckfordern/

Wir beraten Sie gerne – individuell und persönlich

Ja, ich habe die Daten­schutz­erklärung zur Kenntnis genom­men und bin damit ein­ver­standen, dass die von mir an­ge­ge­benen Daten elek­tro­nisch erhoben und gespei­chert werden. Meine Daten werden dabei nur streng zweck­ge­bunden zur Be­ar­bei­tung und Be­ant­wortung meiner Anfrage genutzt.

Weitere News

  • EuGH-Verfahren C-440 – Online Glücksspiel – Ein Terminsbericht von Rechtsanwalt István Cocron, B.A.

    Luxembourg, München, den 09.04.2025 Am Europäischen Gerichtshof wurde heute ein Verfahren verhandelt, das weitreichende Konsequenzen für die Rückforderung von Spielverlusten im Online-Glücksspielbereich haben könnte. Kläger ist Rechtsanwalt Volker Ramge, der Forderungen eines Spielers gegen einen maltesischen Glücksspielanbieter erworben hat. Zentrale Streitfrage: Rückforderung trotz maltesischer Lizenz zulässig? Ramge beruft sich auf die gefestigte Rechtsprechung des BGH:…

    Weiterlesen
    10.04.2025
  • Kryptowährungen und Geldwäscheverdacht – Wenn legale Transaktionen zu strafrechtlichen Problemen führen

    Digitale Währungen wie Bitcoin, Ethereum & Co. sind längst kein Nischenthema mehr, sondern Teil des globalen Finanzmarkts. Dennoch geraten auch vollkommen legale Krypto-Investoren zunehmend ins Fadenkreuz von Ermittlungsbehörden. Durch den Einsatz automatisierter Auswertungssysteme – oft als „dumme Algorithmen“ (DAIs) bezeichnet – besteht derzeit ein erhöhtes Risiko, allein wegen gewöhnlicher Kauf- und Verkaufstransaktionen in Geldwäscheverfahren verwickelt…

    Weiterlesen
    26.03.2025
  • Verstecktes Erbe: Wie Sie nach unbekannten Konten und Vermögenswerten suchen

    Warum gibt es vergessene Konten? Im Laufe des Lebens entstehen oft Bankverbindungen bei verschiedenen Instituten – sei es durch Umzüge, Jobwechsel oder Sparvorhaben. Nicht immer werden diese Konten dokumentiert oder Angehörigen mitgeteilt. Solche Konten werden als nachrichtenlos bezeichnet. Wie können Erben solche Vermögenswerte aufspüren? Erben oder andere legitimierte Personen (z. B. Nachlasspfleger oder Testamentsvollstrecker) können bei…

    Weiterlesen
    26.03.2025

Bekannt aus

Wirtschafts Woche LogoHandelsblatt LogoFrankfurter Allgemeine LogoBernerZeitungBZ LogoZeit Online Logo