26.03.2025

Kryptowährungen und Geldwäscheverdacht – Wenn legale Transaktionen zu strafrechtlichen Problemen führen

Digitale Währungen wie Bitcoin, Ethereum & Co. sind längst kein Nischenthema mehr, sondern Teil des globalen Finanzmarkts. Dennoch geraten auch vollkommen legale Krypto-Investoren zunehmend ins Fadenkreuz von Ermittlungsbehörden. Durch den Einsatz automatisierter Auswertungssysteme – oft als „dumme Algorithmen“ (DAIs) bezeichnet – besteht derzeit ein erhöhtes Risiko, allein wegen gewöhnlicher Kauf- und Verkaufstransaktionen in Geldwäscheverfahren verwickelt zu werden.

Besonders auffällig ist dabei der Fokus auf den Peer-to-Peer-Handel (P2P) – obwohl dieser rechtlich zulässig ist. Dennoch kommt es regelmäßig zu Konto-Sperrungen und Ermittlungen, die für Betroffene nicht nur finanzielle, sondern auch persönliche Folgen haben.

Realer Fall: Krypto-Anlegerin wird zur Zielscheibe von Ermittlungen

Ein Beispiel aus unserer Kanzlei zeigt, wie schnell es gehen kann: Eine von uns vertretene Grundschullehrerin, die seit Jahren privat und steuerkonform mit Kryptowährungen handelt, veräußerte nach Ablauf der gesetzlichen Haltefrist (ein Jahr) ihre Bitcoin-Gewinne über eine P2P-Börse. Die Gewinne waren also steuerfrei.

Daneben nutzte sie die Plattform Peach Bitcoin, um weitere Transaktionen durchzuführen. Die Zahlungen gingen auf ihre verschiedenen Privatkonten ein – was letztlich dazu führte, dass ihre Bank eine Geldwäscheverdachtsmeldung absetzte. Ohne Vorwarnung oder Rückfrage wurde ein Ermittlungsverfahren gegen sie eingeleitet.

Rechtsanwalt István Cocron zur Lage:

Viele unserer Mandanten geraten völlig zu Unrecht ins Visier der Behörden. Allein die Nutzung von P2P-Plattformen reicht mittlerweile aus, um eine Geldwäscheverdachtsmeldung auszulösen – selbst wenn keine strafbare Handlung vorliegt.“

Was war das Problem?

Die Lehrerin hatte keine Möglichkeit, ihre Handelspartner persönlich zu kennen, da die Plattform den Kontakt zwischen Käufer und Verkäufer automatisiert herstellt. Eine Geldwäsche setzt jedoch voraus, dass eine kriminelle Vortat – also illegal erworbenes Geld – vorhanden ist. Weder war die Mandantin in illegale Geschäfte verwickelt, noch konnte sie für etwaige Handlungen Dritter verantwortlich gemacht werden.

Was Krypto-Investoren jetzt beachten sollten:

Um sich vor unnötigen Strafverfahren zu schützen, empfehlen wir:

  • Alle Krypto-Transaktionen genau dokumentieren – Screenshots, Wallet-Adressen und Zeitpunkte sichern
  • Ausschließlich seriöse, idealerweise regulierte P2P-Plattformen nutzen
  • Steuerfreie Verkäufe erst nach Ablauf der einjährigen Haltefrist tätigen
  • Zahlungsströme über mehrere Konten sauber und nachvollziehbar verwalten
  • Rechtliche Beratung suchen, sobald erste Anzeichen für ein Ermittlungsverfahren bestehen

Sobald ein Verfahren eingeleitet wurde, ist es entscheidend, rasch Akteneinsicht durch einen Anwalt zu beantragen, um den Hintergrund der Vorwürfe zu prüfen.

Wichtig: Niemand ist verpflichtet, gegenüber Polizei oder Staatsanwaltschaft Angaben zu machen. Erst Akteneinsicht, dann handeln – niemals umgekehrt.

Fazit

Die aktuelle Praxis zeigt: Selbst völlig legale Transaktionen im Kryptobereich können Ermittlungen nach sich ziehen. Wer auf der sicheren Seite sein will, sollte seine Aktivitäten professionell dokumentieren und bei ersten Anzeichen eines Problems sofort anwaltlichen Rat einholen.

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