Die kontinuierlich steigenden Immobilienpreise treiben nicht nur die Kosten für Käufer in die Höhe, sondern belasten auch Erben zunehmend mit hohen Steuerforderungen. Insbesondere in Großstädten wie München, wo die Immobilienpreise in den letzten Jahren nahezu explodiert sind, geraten Erben oft in finanzielle Schwierigkeiten. Die hohen Werte von geerbten Immobilien führen dazu, dass die Nachkommen plötzlich erhebliche Beträge an das Finanzamt überweisen müssen.
Ein Beispiel hierfür ist Wolfgang D., der 2017 von seinen Eltern ein Mehrfamilienhaus in München erbte. Was einst für rund eine Million D-Mark erworben wurde, hat heute einen Marktwert von mehreren Millionen Euro. Die enormen Werte des Hauses brachten Wolfgang jedoch an seine finanziellen Grenzen. „Ohne die Unterstützung eines Steuerberaters hätte ich das nicht bewältigen können“, erzählt er rückblickend. Neben der Verantwortung für die Immobilie sah er sich plötzlich mit einer hohen Steuerlast konfrontiert.
Die Erbschaftssteuer stellt für viele Familien eine große Herausforderung dar. Die gesetzlichen Freibeträge sind oft nicht ausreichend, um den tatsächlichen Wert einer Immobilie in teuren Regionen abzudecken. Der Freibetrag für Kinder liegt bei 400.000 Euro, während Ehegatten bis zu 500.000 Euro steuerfrei erben können. Für darüber hinausgehende Werte verlangt der Fiskus jedoch bis zu 30 Prozent Steuern.
Wie können Erben steuerliche Hürden umgehen?
Um die finanzielle Belastung zu reduzieren, gibt es einige Strategien, die Erben in Betracht ziehen können. Die frühzeitige Übertragung von Vermögen durch Schenkungen zu Lebzeiten ist eine der effektivsten Methoden. Außerdem bieten Stiftungen eine attraktive Möglichkeit, um größere Vermögen langfristig zu schützen und gleichzeitig steuerliche Vorteile zu nutzen.
Experten raten dringend, frühzeitig einen Steuerberater oder Fachanwalt hinzuzuziehen. Sie können maßgeschneiderte Lösungen entwickeln, um die Steuerlast zu senken. In manchen Fällen kann es sinnvoll sein, eine Immobilie vorab zu verkaufen und den Erlös aufzuteilen. Alternativ können auch Teilübertragungen an die Erben in Betracht gezogen werden, um die Belastung über mehrere Jahre zu verteilen.
Ein besonders effektiver Ansatz ist die Nutzung der Zehn-Jahres-Regelung. Innerhalb dieses Zeitraums können Vermögenswerte bis zur Höhe der jeweiligen Freibeträge steuerfrei übertragen werden. „Durch solche Schenkungen in regelmäßigen Abständen lässt sich die Steuerlast erheblich mindern“, erklärt Rechtsanwalt Cocron.
Spartipps für den Erbfall
Damit eine geerbte Immobilie nicht zwangsweise verkauft werden muss, ist eine rechtzeitige Planung entscheidend. Rechtsanwalt Cocron rät, Schenkungen in Etappen vorzunehmen und frühzeitig ein Testament zu erstellen. „Dieses sollte regelmäßig aktualisiert werden, um sicherzustellen, dass es den aktuellen Lebensumständen und Wünschen entspricht“.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Nutzung des Eigenheims durch die Erben selbst. Wer eine geerbte Immobilie für mindestens zehn Jahre selbst bewohnt, kann in der Regel von erheblichen Steuervergünstigungen profitieren. Dadurch bleibt nicht nur der Familienbesitz erhalten, sondern die finanzielle Belastung wird zugleich spürbar gesenkt.
„Durch eine kluge Planung und frühzeitige Maßnahmen können Erben Steuerfallen umgehen und den Familienbesitz bewahren. Das Thema Erbschaft sollte nicht aufgeschoben werden – wer sich frühzeitig damit auseinandersetzt, hat die besten Chancen, unnötige Kosten zu vermeiden.“ so Rechtsanwalt Cocron weiter