Urteil des Landgerichts Stuttgart bestätigt Spielerschutz bei Limitverletzung im Online-Glücksspiel

Das Landgericht Stuttgart hat mit Urteil die Bedeutung des Spielerschutzes im Kontext des Online-Glücksspiels unterstrichen. Das Gericht hat klargestellt, dass Anbieter die gesetzlichen Einzahlungslimits einhalten müssen. Andernfalls drohen ihnen erhebliche finanzielle Konsequenzen.

Der zugrundeliegende Fall betraf einen Spieler, der bei zwei verschiedenen Anbietern Verluste erlitten hatte. Während der erste Anbieter Online-Casinospiele ohne deutsche Lizenz anbot, verfügte der zweite Anbieter seit Oktober 2020 über eine deutsche Konzession für Sportwetten.

Von besonderem Interesse ist die Tatsache, dass der lizenzierte Anbieter, obwohl der Glücksspielstaatsvertrag ein monatliches Einzahlungslimit von 1.000 Euro vorschreibt, Einzahlungen des Spielers in deutlich höherer Höhe akzeptierte. Diese Limitverletzung hatte für den Mandanten erhebliche finanzielle Konsequenzen.

Das Landgericht Stuttgart folgte der Argumentation der Klägerseite vollumfänglich und bestätigte, dass:

1. Bei fehlender deutscher Lizenz, die Spielverträge mit dem ersten Anbieter waren wegen Verstoßes gegen § 4 Abs. 4 GlüStV gemäß § 134 BGB nichtig. Das bedeutet: Alle Spielverluste sind zu erstatten.

2. Bei vorhandener deutscher Lizenz, der zweite Anbieter gegen § 6c GlüStV verstieß, indem er Einzahlungen oberhalb des gesetzlichen Limits von 1.000 Euro monatlich akzeptierte. Dieses Verhalten wurde als schuldhafter Verstoß gegen ein Schutzgesetz gewertet, wodurch ein Schadensersatzanspruch nach § 823 Abs. 2 BGB entstand.

Konsequenzen für die Spielanbieter

Das Urteil hat weitreichende Folgen für Anbieter von Online-Glücksspielen:

• Keine Lizenz: Sämtliche Spielverträge sind nichtig, alle Verluste müssen erstattet werden

• Mit deutscher Lizenz: Verstöße gegen das gesetzliche Einzahlungslimit führen zu Schadensersatzansprüchen

Bemerkenswert: Das Gericht lehnte die Argumentation der Anbieter vollständig ab, wonach der Spieler angeblich gewusst habe, dass die Teilnahme am Online-Glücksspiel verboten sei oder ihm ein Mitverschulden anzulasten sei.

Wichtige Erkenntnis für Betroffene

Diese Entscheidung verdeutlicht das Potenzial für Ansprüche von Spielern gegen Anbieter von Online-Glücksspielen. Sowohl bei fehlender deutscher Lizenz als auch bei Verstößen gegen das Limitverfahren können Spielverluste zurückgefordert werden.

Diese Entscheidung stellt einen Meilenstein im Spielerschutz dar,“ kommentiert Rechtsanwalt Cocron. „Das Gericht hat unmissverständlich klargestellt, dass Anbieter die Schutzvorschriften des Glücksspielstaatsvertrags – insbesondere die Limitregeln – strikt einhalten müssen.“

Handlungsbedarf für Betroffene

Haben Sie bei Online-Casinos oder Sportwettenanbietern Verluste erlitten? Dann könnten auch Sie Ansprüche haben – insbesondere, wenn:

• Der Anbieter keine deutsche Lizenz hatte

• Trotz deutscher Lizenz Einzahlungen über 1.000 Euro monatlich akzeptiert wurden

Als spezialisierte Rechtsanwaltskanzlei mit umfassender Erfahrung im Bereich Online-Glücksspiel und Limitverfahrenstehen wir Ihnen kompetent zur Seite.

Fazit: Schutz vor exzessivem Spielverhalten

Das Urteil betont die Relevanz der im Glücksspielstaatsvertrag verankerten Schutzmechanismen, wie etwa das Limitverfahren. Zweck dieser Mechanismen ist nicht nur die Wahrung öffentlicher Interessen, sondern insbesondere der Schutz einzelner Spieler*innen vor den negativen Konsequenzen exzessiven Spielverhaltens.

Mehr Informationen auf unserer Themenseite „Einzahlungslimit überschritten beim Online Casino„.

Wir beraten Sie gerne – individuell und persönlich

Ja, ich habe die Daten­schutz­erklärung zur Kenntnis genom­men und bin damit ein­ver­standen, dass die von mir an­ge­ge­benen Daten elek­tro­nisch erhoben und gespei­chert werden. Meine Daten werden dabei nur streng zweck­ge­bunden zur Be­ar­bei­tung und Be­ant­wortung meiner Anfrage genutzt.

Weitere News

  • Limitüberschreitung und Schufa-Prüfung: LG Marburg verurteilt Online-Wettanbieter zur Rückzahlung

    Das Landgericht Marburg hat ein wegweisendes Urteil im Online-Glücksspiel gefällt und damit die Rechte der Verbraucher gestärkt. In einem Verfahren, das von der Kanzlei Cocron geführt wurde, wurde ein namhafter Online-Sportwettenanbieter wegen Missachtung des gesetzlichen Einzahlungslimits zur Erstattung von über 20.000 Euro verurteilt. Hintergrund: Einzahlungslimit als Schutzinstrument Seit Inkrafttreten des Glücksspielstaatsvertrags 2021 (GlüStV 2021) gilt…

    Weiterlesen
    26.09.2025
  • Testament erstellen: Acht Fehler, die Sie unbedingt vermeiden sollten

    Ein Testament stellt sicher, dass Ihr Vermögen nach Ihren Wünschen verteilt wird. Fehlt eine solche Verfügung, tritt automatisch die gesetzliche Erbfolge in Kraft – oft mit Ergebnissen, die nicht dem Willen des Erblassers entsprechen. Damit Ihr letzter Wille rechtlich wirksam bleibt, sollten Sie auf folgende Punkte achten: Fazit: Wer rechtzeitig vorsorgt, erspart seinen Angehörigen Streit…

    Weiterlesen
    26.09.2025
  • Online-Coaching widerrufen: Verbraucherrechte gestärkt – Rückzahlung durch Urteil

    Das Urteil ist nach Rücknahme der Berufung endgültig.Unter „Coachees“ versteht man Kunden von Online-Coachings, also Personen, die digitale Coaching-Pakete wie „Business-Aufbau“, „Mindset“ oder „Digital Reselling“ gebucht haben. Die Kernaussagen: Das Landgericht Landshut hat entschieden:Ein Vertrag über ein Online-Coaching kann wirksam widerrufen werden.Das Urteil ist rechtskräftig, da die Berufung zurückgezogen wurde.Konsequenz: Bereits geleistete Zahlungen müssen erstattet…

    Weiterlesen
    26.09.2025

Bekannt aus

Wirtschafts Woche LogoHandelsblatt LogoFrankfurter Allgemeine LogoBernerZeitungBZ LogoZeit Online Logo