Ermittlungsverfahren wegen Online-Glücksspiel: Welche Gefahren drohen Spielern und Vermittlern?

Das Geschäft mit Sportwetten und Online-Casinos wächst seit Jahren stark. Doch ein Großteil der Angebote ist in Deutschland nicht lizenziert – und damit verboten. Wer solche Plattformen nutzt oder sogar dafür wirbt, setzt sich nicht nur einem finanziellen Risiko aus, sondern muss auch mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen.

Rechtslage: Glücksspiel nur mit deutscher Genehmigung


In Deutschland dürfen Glücksspielangebote ausschließlich mit einer offiziellen Erlaubnis betrieben werden. Grundlage hierfür sind § 284 StGB sowie der Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV). Eine ausländische Lizenz, zum Beispiel aus Malta oder Curaçao, ist in Deutschland nicht ausreichend. Maßgeblich ist allein, ob der Anbieter in der Whitelist der deutschen Glücksspielbehörde aufgeführt wird.

Betreiber ohne entsprechende Zulassung machen sich nach § 284 StGB strafbar und müssen mit Geldstrafen oder sogar Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren rechnen.

Auch Vermittler und Werbepartner – etwa über Affiliate-Programme oder Banner – können belangt werden, da bereits die Werbung für illegale Glücksspielseiten verboten ist.

Spieler selbst droht nach § 285 StGB eine Freiheitsstrafe von bis zu sechs Monaten oder eine empfindliche Geldstrafe.

Mehr Ermittlungsverfahren gegen Spieler


Lange Zeit wurde gegen Spieler kaum ernsthaft ermittelt, Verfahren wurden häufig eingestellt. Inzwischen registrieren die Behörden jedoch deutlich mehr Verfahren. Hintergrund ist, dass Banken verdächtige Transaktionen, insbesondere hohe Überweisungen an bekannte Anbieter im Ausland, melden. Auf dieser Grundlage werden zunehmend Ermittlungsverfahren wegen unerlaubten Glücksspiels eingeleitet.

Gute Verteidigungschancen


Eine Verurteilung ist keineswegs sicher. Zentral ist, ob der Vorsatz nachgewiesen werden kann – also ob der Spieler wusste, dass er bei einem illegalen Angebot spielt. Genau daran scheitert die Beweisführung oft: Viele Seiten wirken seriös, sind in deutscher Sprache aufbereitet und werben offen im Internet. Auch die wechselhafte Rechtslage der letzten Jahre erschwert es, dass Betroffene die Illegalität klar erkennen konnten.

Mögliche Verteidigungsstrategien:

  • Verbotsirrtum: Die komplizierte Rechtslage erschwert Laien die Einordnung.
  • Geringe Schuld: Bei niedrigen Einsätzen und Ersttätern wird das Verfahren oft eingestellt.
  • Auslandsbezug: Anbieter sitzen meist im Ausland, was rechtliche Unklarheiten nach sich zieht.

Fazit


Die Nutzung von Online-Glücksspiel ohne deutsche Lizenz ist eine Straftat, von der sowohl Anbieter als auch Spieler und Vermittler betroffen sind. Ermittlungsverfahren sind inzwischen keine Seltenheit mehr. Gleichzeitig bestehen aber gute Chancen auf eine Einstellung – insbesondere, wenn kein Vorsatz nachweisbar ist.

Wichtig: Wer Post von Polizei oder Staatsanwaltschaft erhält, sollte ohne anwaltliche Unterstützung keine Angaben machen. Eine frühzeitige, professionelle Verteidigung kann entscheidend dafür sein, eine Strafe zu verhindern.

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