31.10.2024

Die Pfändung eines Pflichtteilsanspruchs durch Gläubiger des Berechtigten

  • Für Gläubiger ist der Pflichtteilsanspruch oft von Interesse.
  • Der Pflichtteil kann jedoch nur unter bestimmten Voraussetzungen gepfändet werden.
  • Der Pflichtteilsberechtigte ist nicht verpflichtet, den Pflichtteil einzufordern.

Wird jemand durch Testament oder Erbvertrag als gesetzlicher Erbe und naher Angehöriger von der Erbfolge ausgeschlossen, steht dieser Person in der Regel ein Pflichtteilsanspruch gegenüber den Erben zu. Der Anspruch beläuft sich wertmäßig auf die Hälfte des gesetzlichen Erbteils und kann, je nach Vermögenswert des Nachlasses, einen erheblichen Betrag darstellen.

Zugriff von Gläubigern auf den Pflichtteilsanspruch des Berechtigten

Hat der Pflichtteilsberechtigte selbst Schulden, könnten seine Gläubiger auf den Pflichtteil zugreifen, da dieser im deutschen Zwangsvollstreckungsrecht als Vermögensbestandteil zählt. Gläubiger mit einem vollstreckbaren Titel können in das Vermögen des Schuldners, wie dessen Besitzgegenstände oder Forderungen, eingreifen dazu gehört auch der Pflichtteilsanspruch. Insofern ist dieser für Gläubiger ein attraktives Zwangsvollstreckungsobjekt.

Voraussetzungen für die Pfändung des Pflichtteilsanspruchs

Für die Pfändung des Pflichtteilsanspruchs gelten jedoch besondere Regelungen. Der Pflichtteilsanspruch ist erst dann pfändbar, wenn er entweder durch Vertrag – auch mündlich – anerkannt oder rechtshängig geworden ist. Dies bedeutet, dass Gläubiger erst auf den Pflichtteilsanspruch zugreifen können, wenn der Erbe diesen gegenüber dem Berechtigten ausdrücklich anerkannt hat oder der Pflichtteilsberechtigte den Anspruch gerichtlich geltend macht, etwa durch Mahnbescheid oder Klageeinreichung. Fehlen diese Voraussetzungen, ist eine Zwangsvollstreckung zur Verwertung des Pflichtteilsanspruchs nicht zulässig. Die Vorschrift verhindert jedoch nicht die Pfändung an sich, sondern beschränkt lediglich deren Verwertung. „Diese Regelung gilt ebenso für den Pflichtteilsergänzungsanspruch, der aus Schenkungen des Erblassers resultiert“ erklärt Rechtsanwalt István Cocron.

Entscheidungsfreiheit des Pflichtteilsberechtigten

Der Gesetzgeber will mit dieser Einschränkung sicherstellen, dass der Pflichtteilsberechtigte selbst entscheiden kann, ob er seinen Anspruch gegenüber den Erben geltend macht oder nicht. Ein Gläubiger soll hier keine Entscheidung anstelle des Berechtigten treffen können, um dessen Stellung innerhalb der Familie nicht zu gefährden. Sobald der Anspruch jedoch gerichtlich geltend gemacht oder durch den Erben anerkannt wurde, können Gläubiger diesen Anspruch zur Einziehung auf sich übertragen lassen.

Alle Infos zum Pflichtteil finden Sie auf unserer Themenseite
zur Seite „Pflichtteil im Erbrecht“

Wir beraten Sie gerne – individuell und persönlich

Ja, ich habe die Daten­schutz­erklärung zur Kenntnis genom­men und bin damit ein­ver­standen, dass die von mir an­ge­ge­benen Daten elek­tro­nisch erhoben und gespei­chert werden. Meine Daten werden dabei nur streng zweck­ge­bunden zur Be­ar­bei­tung und Be­ant­wortung meiner Anfrage genutzt.

Unsere Themenseite zum Fall

Weitere News

  • Limitüberschreitung und Schufa-Prüfung: LG Marburg verurteilt Online-Wettanbieter zur Rückzahlung

    Das Landgericht Marburg hat ein wegweisendes Urteil im Online-Glücksspiel gefällt und damit die Rechte der Verbraucher gestärkt. In einem Verfahren, das von der Kanzlei Cocron geführt wurde, wurde ein namhafter Online-Sportwettenanbieter wegen Missachtung des gesetzlichen Einzahlungslimits zur Erstattung von über 20.000 Euro verurteilt. Hintergrund: Einzahlungslimit als Schutzinstrument Seit Inkrafttreten des Glücksspielstaatsvertrags 2021 (GlüStV 2021) gilt…

    Weiterlesen
    26.09.2025
  • Testament erstellen: Acht Fehler, die Sie unbedingt vermeiden sollten

    Ein Testament stellt sicher, dass Ihr Vermögen nach Ihren Wünschen verteilt wird. Fehlt eine solche Verfügung, tritt automatisch die gesetzliche Erbfolge in Kraft – oft mit Ergebnissen, die nicht dem Willen des Erblassers entsprechen. Damit Ihr letzter Wille rechtlich wirksam bleibt, sollten Sie auf folgende Punkte achten: Fazit: Wer rechtzeitig vorsorgt, erspart seinen Angehörigen Streit…

    Weiterlesen
    26.09.2025
  • Online-Coaching widerrufen: Verbraucherrechte gestärkt – Rückzahlung durch Urteil

    Das Urteil ist nach Rücknahme der Berufung endgültig.Unter „Coachees“ versteht man Kunden von Online-Coachings, also Personen, die digitale Coaching-Pakete wie „Business-Aufbau“, „Mindset“ oder „Digital Reselling“ gebucht haben. Die Kernaussagen: Das Landgericht Landshut hat entschieden:Ein Vertrag über ein Online-Coaching kann wirksam widerrufen werden.Das Urteil ist rechtskräftig, da die Berufung zurückgezogen wurde.Konsequenz: Bereits geleistete Zahlungen müssen erstattet…

    Weiterlesen
    26.09.2025

Bekannt aus

Wirtschafts Woche LogoHandelsblatt LogoFrankfurter Allgemeine LogoBernerZeitungBZ LogoZeit Online Logo